Liebesbrief Wirtschaftsleben

lieber gerald markel, liebe ennserinnen und ennser, liebe alle, es gibt mein praxisbeispiel zum herzeigen, wie es um die wirtschaft der kleinen nahversorgung steht!

ich bin so frei, schreibe klein und so wie ich es mir denke, wenn mir eine laus über die leber gelaufen ist. und die laus läuft schon eine weile. politisch korrekt schreiben kann ich, mag ich aber nicht. ich fühle mich von der politischen vertretung nämlich ganz kräftig verschaukelt. ich denke, das wort „verarscht“ wird momentan viel zu wenig verwendet. wir brauchen mehr klare worte.
liebe vertreter der politik, liebe vertreterinnen, ich weiß nicht, was ihr meint, dass eure arbeit ist und auf wessen wohl sie ausgerichtet ist. MEIN eindruck ist, dass es GAR NICHT zu MEINEM wohlergehen ist. gar nicht.
und wenn sich viele leute (und hier kommt das wort) „verarscht“ fühlen, wird es spannend.

die unten stehenden zeilen wurden von mir am nachmittag des 25.03.2023 in gerald markels telegram kanal veröffentlicht:

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umsatzerlöse meines kleinen hofladens in oberösterreich, ENNS:

2019 € 410 585,03
2020 € 500 252,00
6 wochen weihnachtsgeschäft mitten unterm jahr, da alle leute verstanden hatten, dass gesundes essen medizin ist und plötzlich jeder brotbacken lernen wollte. solidarität, verständnis, gemeinschaft.
2021 € 390 013,22
2022 € 321 755,04
2023 …ja, ich fürchte ich mich vor dem sommer!

wir haben umsatzeinbrüche zwischen 30% und 60%. da hilft keine werbung!!
wir puffern unser wahnsinnsminus mit dem betrieb eines schulbuffets, das bremst den tiefen fall aber wir fallen!

überall sollen wir günstiger werden, wobei alles alles teurer wird. die teuerungen kann man nicht überall weitergeben, sonst kommt gar keiner mehr!

die großen lebensmittler schlagen uns auf der anderen seite tot. haben sie mal geschaut, wie man einen biokornspitz um 50 cent anbieten kann? oder diese absurden fleischpreise? dafür arbeiten bauern, dafür wird geschlachtet? konsum zum quadrat! menge menge menge, macht die wagerl voll! dazu noch giftiges plastikklumpertspielzeug von den chinesen (wenn es stinkt, dann ist es das!), das nach zwei monaten kaputt ist.

oida!

da hilft es auch nicht den spritpreis auf 1,65 zu „senken“. da hilft nur umdenken und den leuten mit richtigen entscheidungen helfen, die real und sofort wirksam sind.

ich habe stromanbieter gewechselt, grundversorgung beantragt, mitarbeiterinnen entlassen, öffnungszeiten reduziert (mittagspause), parkplatz gekündigt, überlege das LAGER zu kündigen (!), arbeite mit meiner kleinen tochter, 22 monate, so viel ich kann und bezahle mir als geschäftsführer € 500,- im monat.

vollendete idiotie. hofläden und echte nahversorger „verrecken elendiglich“.
ich mache es aus liebe zur sache und den menschen, weil es mir freude macht aber schön langsam gehen mir die ideen aus, wo ich noch sparen und einfallsreich sein kann. nackt verkaufen, im geschäft wohnen oder illegale substanzen ins sortiment aufnehmen will ich nicht!

liebe politik:
wo ein wille, da ein weg.
wo kein wille, da eine entschuldigung!

liebe bundespolitik, momentan finde ich, ihr benehmt euch schon ziemlich lang wie präpotente a***, österreich sowas von kaputtmachen gehört gestraft. das ist geboosterte dummheit und eine abartige fehlbesetzung! bitte kommt mal ins echte leben. zieht eure schuhe aus, geht in den wald, lasst euer handy daheim und schaut eine wochen keine medien, ihr werdet allesamt grad völlig wahnsinnig und bemerkt es nicht einmal! liebe landespolitik, ihr seit fast so schräg wie die bundespolitik! gemeindepolitik: danke, ihr seit noch recht menschlich! [nachtrag: ein schweres manko in der stadtplanung darf man der gemeindepolitik anlasten. die innenstadt stirbt aus! schon aufgefallen? stadtplanung ist wie ein strudelteig. je mehr man den teig auszieht, desto mehr löcher bekommt er. schade drum!]

nachtrag: und liebe banken, danke für die lebensfeindliche zinspolitik

beste grüße,
silvia egger

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nun, was tun? was wünsche ich uns?
seien wir lebendig, neugierig und ehrlich, sprechen wir mit dem herzen, seien wir klar, seien wir kind und spüren wir wieder die verbundenheit!
wir sind dem leben verpflichtet, daraus das schönste zu erschaffen, was uns nur gelingen mag! den himmel auf die erden zu bringen, das ist unser job! und eine fantastische, abenteuerliche lebensreise!
ich würde mich sehr freuen, wenn es dank euch und uns den kleinen hofladen in der linzerstraße 8 auch noch in 50 jahren gibt! jede verkaufte karotte zählt!

alles liebe,
die chefin